Ich atmete die kalte Winterluft ein und wieder aus. In der Luft lag schon der Schnee, man konnte deutlich spüren das es bald so weit war. Ich pustete den Rauch in die verdunkelte Umgebung aus, löschte die Zigarette mit kreisenden Fußbewegungen und setzte mir wieder meine Kapuze auf. Sie hatten unsere Hauptstraße schon mit Lichterketten beschmückt, die in der Dunkelheit hellerleuchtet die kahlen Bäume schmücken. Das alles erinnert mich so sehr an letzten Winter, an den Winter wo wir noch alles miteinander gemacht hatten, an den Winter wo du mich aufgebaut hast und mich nicht lange danach wieder fallen gelassen hast. Ich würde dir so gerne zeigen wie es sich anfühlt den Schmerz in sich hinein zu fressen, ich würde dir gerne die Male zeigen die du mit deinen Taten hinterlassen hast. Aber mittlerweile ist es mir egal. Ich habe andere Leute kennengelernt, du hast andere Leute kennengelernt. Vielleicht trifft man sich wieder, vielleicht auch nicht. Du bist nicht richtig für mich, und das weis ich. Du hast mich kaputt gemacht. Aber das ist mir egal, ich vermisse dich.
,,Hör auf, hör auf! Oh mein Gott hör auf, ich kann nicht mehr!". Mein lachen hallte durch dein ganzes Zimmer. Ich bereute es dir gezeigt zu haben wo ich am kitzeligsten bin, denn du hast es nur ausgenutzt. Irgendwann lagen wir nur da und redeten über Gott und die Welt. Du warst ein Wochenende in London, hattest viel zu erzählen. Ich lag neben dir und lauschte deinen Worten, nahm jede Kleinigkeit deiner Reise auf und verarbeitete sie gründlich. ,,Nächstes mal nehm ich dich auf jedenfall mit!", sagtest du. Natürlich war ich direkt begeistert und willigte mit einem lauten ,,Unbedingt!" sofort ein. Ich konnte mir zu diesem Zeitpunkt nichts besseres Vorstellen als mit dir durch die verschneiten Gassen Londons zu laufen. Ich konnte mir schon die Blicke der anderen Vorstellen während wir lauthals lachten weil du dich wieder Versprochen hast. Viele hatten dich wegen deines Sprachfehlers ausgelacht, ich liebte ihn aber. Wir konnten so gelassen darüber lachen wie du die Buchstaben verdreht hast, während ich am weinen war und du mich mit lieben Worten aufbauen wolltest.
Ich nahm dein Gesicht in meine Hände, drückte es so zusammen dass ich lachen musste und gab dir anschließend einen Backenkuss ,,Danke, danke für alles".
Du hast deine Taten immer verharmlost, immer gesagt es wäre ,,normal" sowas zu tun. Aber nein, das ist nicht normal. Viele Menschen verabscheuten mich wegen den Narben, aber du hast über sie gestreichelt und gesagt es ist nicht schlimm. ,,Was passiert ist, ist passiert, daran kann man nichts ändern. Du musst nur lernen mit deinen Gefühlen umzugehen". Du warst der einzige Mensch der für mich da war.
Und das ist es ja. Du warst der einzige Mensch der für mich da war.
Denn alles was von deinen Worten und Taten übrig ist, sind neue Male an meinem Körper und eine Zigarette auf dem Boden.