21.06.2011

Stille Hilferufe. Ich helfe dir.

Tagelang meldete er sich nicht. 
Mein Herz schmerzte immer mehr, tagelang ging ich durch die Welt mit Tränen und Schmerz.
Also saß ich dann im Bus. Die 21 war wie gewohnt leer und nur wenige, uninteressierte Blicke starrten auf meine Arme.
War klar.
Ich dachte mir schon lange nichts dabei, und freute mich einfach über die Tatsache, dass der Rest der Narben von meiner Hose und dem weiten Shirt bedeckt war.

Und irgendwann stand ich dann vor seiner Tür.
,,Natalie, hallo. Komm ruhig rein. Luke müsste in paar Minuten kommen. Warte ruhig hier", sagte seine Mutter mit einem lächeln auf den Lippen.
Ich gehorchte und ging schweigend rein.
Sein weiches Bett erinnerte mich an früher, verdammt.

Vor mir lag sein Tagebuch. Offen. 
Ich wusste ganz genau dass es falsch war, aber dieser Drang endlich alles zu erfahren trieb mich dazu an, einfach mal zu blättern.
Irgendwann stoß ich auf eine Seite, mit mehreren Briefen.
Ich wurde neugierig,klappte sie auf und begann zu lesen.
Der erste war an mich adressiert. Ich klappte ihn auf.
,,Liebe Natalie, ich wollt"
Der Rest war durchgestrichen. Beim zweiten Brief genauso.
Ich begann zu weinen. Ich weis nicht wieso.
Vielleicht weil mich das alles an früher erinnerte, vielleicht weil ich gerade etwas gemacht habe was ich nicht machen sollte, aber ich glaubte eher letzteres : Einfach nur weil ich erkannte, dass er sich melden wollte, und ich ihn so verflucht habe.

Und ja, es gab noch einen letzten Brief. Er war nicht an mich adressiert.
Er roch komisch. Irgendwie hielt mich etwas davon ab, ihn zu öffnen.
Und irgendwann tat ich es doch. Langsam faltete ich ihn auseinander.
Etwas rotes schien durch, irgendwie bekam ich Panik.
Als ich ihn offen ansah, bekam ich einen Schock. Ich musste erst nach Luft schnappen, um irgendeinen klaren Gedanken zu fassen.
Sorry
Es war in Blutroter Schrift gemalt, und es erinnerte mich an meinen Brief.
Damn, es war Blut. Es war einfach Blut, ich weis doch wie Blut aussieht.

Als ich schritte im Flur hörte, legte ich alles schnell so hin, wie ich es vorgefunden hatte.
,,Natalie? Was machst du hier?", fragte er leicht gereizt.
Er räumte sein Tagebuch weg, schaute mich an, und lächelte dann doch.
,,Wartest du schon lange ? Und was machst du hier ? Eigentlich wollte ich-"
,,Luke. Zeig mir deine Arme"
,,Hm?"
,,Luke. Zeig mir deine Arme. Jetzt", krächzte ich.
Er rührte sich nicht. Ich nahm seine Hand, stand vor ihm, atmete seinen Duft ein. Langsam schob ich den Ärmel seines Sweatshirts hoch.
,,Scheiße", flüsterte ich, als ich die langen,tiefen Narben sah.
,,Gibt es noch mehr ?"
Er schüttelte langsam seinen Kopf.
Mir liefen Tränen über die Wange. Ohne jeglichen Ton nahm ich meine Tasche und knallte die Tür zu.
Ich musste hier raus, schnell.

Und dann stand ich am Bushof, weinte, und fragte mich wie es dazu kam.

Luke, das darf doch nicht war sein. Ich habe es immer noch nicht verarbeitet. Es ist schrecklich. Jetzt weis ich, wie du dich fühlst, wenn du meine Narben siehst. Ich kann einfach nicht mehr, ich finde es einfach .. AH !
Mensch Luke, bitte sag mir was passiert ist.
Ich helfe dir. Wirklich. Ich helfe dir.






1 Kommentar:

Lia hat gesagt…

Wow, ich liebe es deine Posts zu lesen. Du kannst toll schreiben..
Ich wünsch dir ganz viel Kraft :*